Das Thema kommt ja immer wieder neu auf und hartnäckig hält sich das Gerücht, es sei nicht gut, Singvögel überhaupt zu füttern.

Sämliche Naturschutzzentren, die ich hier in Berlin kenne, raten aber - gerade im innerstädtischen Bereich - dazu, da selbst bei den nicht gefährdeten Vogelarten gerade Jungtiere oft noch vor dem Winter verenden, weil sie einfach nicht genügend zu fressen finden. Und man sollte sich vor Augen halten, dass man damit schon auch bedrohten Arten, wie z.B. den Spatzen, die - zum Erstaunen Vieler auf der Liste der bedrohten Arten stehen - auch hilft, denn gerade Finkenvögel suchen die Futterstellen ja auch gerne auf. Also wer einen Balkon oder Innenhof hat, tut sicher etwas Gutes mit der Winterfütterung, davon bin ich zumindest überzeugt...

 

Vögel füttern – das ganze Jahr?

Von Katja Goebel

 

Körnermischungen, Meisenknödel, Fettfutter und Knabberstangen - bis zu 20 Millionen Euro geben Bundesbürger im Jahr für Vogelfutter aus. Auch der Naturschutzbund rät, heimische Vögel im Winter zu füttern - aber richtig.

Unter Vogelexperten ist die Winterfütterung heimischer Wildvögel noch immer ein Streitthema. Während manch einer Fütterungen generell ablehnt, empfehlen andere sogar die Ganzjahresfütterung, weil das Nahrungsangebot für Vögel durch Monokulturen immer mehr zurückgehe. Der Naturschutzbund (NABU) schlägt den Mittelweg vor: Füttern nur im kalten Winter.

Um es vorneweg zu sagen: Aus Naturschutzgründen ist das Zufüttern schon deshalb nicht nötig, weil die Vögel, die unsere Futterhäuser belagern, nicht bedroht sind. Auf das Überleben einer Art hat die Fütterung also keinen Einfluss. Lässt aber der Frost die Böden gefrieren oder bedeckt Schnee die Landschaft, wird es für die Vögel immer schwieriger mit der Futtersuche. Das Schauspiel an der Futterstelle im eigenen Garten hat aber noch einen anderen Vorteil: Wo sonst könnte man die Tiere in einer solchen Vielfalt, so nah und so bequem beobachten? „Das hat auch einen pädagogischen Wert für Kinder“, erklärt der Vogelexperte und Sprecher des Bundesfachausschusses für Ornithologie und Vogelschutz Heinz Kowalski. Der stellvertretende Vorsitzende des Naturschutzbundes (Nabu) in NRW hat Tipps, worauf Vogelfreunde bei der Fütterung achten sollten.

Wie sollte gefüttert werden?

Der Naturschutzbund rät, Vögel nur im kalten Winter zu füttern. Gäbe es rund um das Jahr gut gefüllte Futterstellen, spricht Vogelexperte Kowalski auch gerne mal von einer „Wohlstandsverwahrlosung“ der Vogelschar. „Die werden zu faul, sich selber was zu suchen.“ Futter könne bei milden Temperaturen leicht verderben und die Tiere krank machen. „Außerdem brauchen die Vögel im Frühjahr und Sommer eiweißhaltiges  Insektenfutter, um ihre Jungen großzuziehen.“ Auch bei der Winterfütterung sollte streng auf Sauberkeit geachtet werden.  Futter darf nicht durch Kot verdrecken oder über längere Zeit feucht werden. Futterspender können das verhindern. Futterhäuser müssen hingegen regelmäßig gereinigt werden. Tipp: Am besten immer nur so viel Futter anbieten, dass es nicht lange im Freien liegt. Es gibt auch Arten, die die Extrahappen lieber auf dem Boden fressen möchten als in höheren Etagen. Dazu gehören die Buchfinken, Heckenbraunellen und Zaunkönige.

Was sollte gefüttert werden?

Als Basisfutter eignen sich Sonnenblumenkerne, die werden von fast allen Vögeln gefressen. Meisen, Finken und Spatzen sind Körnerfresser. Rotkehlchen, Zaunkönig und Amseln mögen gerne Weichfutter – zum Beispiel Haferflocken, Obst oder Kleie. Meisen bevorzugen ein Gemisch aus Fett und Samen, dass man auch selbst machen kann. Tipp: Bei gekauften Meisenknödeln sollten die Netze später entsorgt werden. Vögel könnten in den engmaschigen Nylonnetzen hängen bleiben.   

Wer ist an der Futterstelle zu beobachten?

An den Futterstellen in unseren Gärten sind meist die üblichen Verdächtigen zu beobachten. Laut Nabu zeigen Untersuchungen , dass die Fütterung etwa nur rund 15 Vogelarten zugute kommt. Dauergäste sind Meisen, Finken und Drosseln. Mit etwas Glück kann man auch die farbenprächtigen Stieglitze sehen oder einige „Winterflüchter“, die aus dem hohen Norden kommen, um in Deutschland einen milderen Winter zu verbringen. „Manchmal kann man ganze Trupps von Zeisigen oder Bergfinken sehen. Wenn in Sibirien kein Futter zu finden ist, dann kommen die zu uns.“ Andere Arten sind hingegen nie am Vogelhaus zu sehen, weil sie mit dem handelsüblichen Futter gar nichts anfangen können. „Zum Beispiel unser kleinster Vogel – das Wintergoldhähnchen. Der kommt zwar mal in den Garten, sucht aber lieber im Nadelbaum nach kleinen Spinnen oder Insekten-Kokons.

Wie kann man heimische Vögel sonst in die Gärten locken?

Laut Nabu geben bundesdeutsche Vogelfreunde Jahr für Jahr rund 15 bis 20 Millionen Euro für Vogelfutter aus. Doch wer sich schon Gedanken um die heimischen Vögel macht, der sollte vielleicht gleich mal seine Gartengestaltung mit überdenken. Denn auch damit kann man den Tieren die Nahrungssuche erleichtern. Büsche, die Beeren tragen sind eine natürliche Futterquelle für viele Vogelarten wie Amseln, Rotdrosseln oder Wachholderdrosseln. Auch liegen gebliebenes Fallobst wird gerne genommen.

Hecken und Gehölze bieten Vögeln nicht nur Schutz. Hier nisten auch Insekten und locken damit auch seltenere Vögel wie das Wintergoldhähnchen oder die Schwanzmeise in die Gärten.  Wer das Laub nicht immer zusammenfegt und in der braunen Tonne entsorgt, sondern Laubhaufen liegenlässt, wird bald Vögel darin nach Fressbarem stöbern sehen. Auch ein Totholzhaufen im Garten ist ein wahrer Mikrokosmus für Kleinstlebewesen und somit ein reich gedeckter Tisch für hungrige Vögel. Alte Samenstände von Stauden einfach mal über Winter stehen lassen. Auch hier können Rotkehlchen oder Zaunkönig im Winter noch auf Insektenjagd gehen.

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